Ich hatte mich schon vor einigen Monaten zum Thema Kinderpornografie Gesetze geäußert. Heute las ich, dass in Australien die Kunst zensiert wird um den neuen Kinderpornografie Gesetzen gerecht zu werden. Dabei bin ich auch aufmerksam geworden, dass in NY Kunstbilder zensiert wurden, weil sie angeblich als Kinderpornografie gelten (18.10.2008). Auch in Tate Modern Art Gallery wurden die Fotos von der jungen Brook Shields zensiert, da diese den britischen Kinderpornogesetzen widersprechen (01.10.2009). Ich möchte meine Leser darauf aufmerksam machen, dass sie sich auch in Deutschland auf Glatteis begeben, wenn sie nach den in den Artikeln beschriebenen Bildern in Google suchen! So weit geht nämlich unsere Informationsfreiheit nicht, außer sie sind Wissenschaftler, dann können sie ja nachweisen, dass sie sich aus Forschungszwecke für Kunst interessieren.
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Kinderpornos oder Meinungsfreiheit
Neues aus den Medien:
- In Australien wird die Kunst zensiert um neuen Kinderpornografie Gesetzen gerecht zu werden (13.01.2010).
Ich muss oft Bekannten erklären, warum die Zensur von "Kinderpornografie" ein großes Problem für die Freiheit der Bürger ist. Eigentlich lässt es sich so zusammen fassen: wem würdest du, außer dir selbst, vertrauen, für dich zu entscheiden was du denken und tun darfst? In der demokratischen ,in der wir uns noch befinden, ist dies durch die Meinungsfreiheit und die Gewaltentrennung gelöst. Das heißt, keiner, außer du selbst, darf für dich entscheiden was du denken und tun darfst, mit der Ausnahme, dass du jemanden dadurch Schaden anrichten könntest. Da mit Gedanken kein Schaden angerichtet wird, sollte es selbstverständlich sein, dass jeder denken und äußern darf was er will.
Nun kommt das Argument, Kinderpornografie schadet aber und zwar sogar Kinder! Ja, genau deshalb ist es strafbar Kinderpornografie zu erstellen. Aber Kinderpornografie sehen? Ein Moment mal drüber nachdenken. Wenn ich in der Zeitung ein Bild von einem Autounfall sehe, mache ich mich dadurch strafbar? Vielleicht nicht ein perfektes Beispiel, denn das Argument geht weiter, da das Kinderpornoschauen fördert ja die Kinderpornoindustrie. Stimmt, nicht immer, aber es stimmt.
Die Frage, die man sich nun stellen sollte ist, wenn im Internet Kinderpornos zu finden sind, ist dann jeder automatisch Kinderpornoschauer, denn jeder könnte diese Inhalte sehen? Irgendwie nicht, denn nicht jeder ist Mörder, nur weil in seiner Küche scharfe Messer liegen. Aber, ich könnte dir ja eine e-Mail schicken, mit einem scheinbar unverfänglichen Link der, wenn du drauf klickst, eine Kinderpornoseite ist. Oder, die vielen Viren, die immer wieder in deinem Computer landen, besuchen ohne dein Einverständnis so eine Kinderpornoseite. Oder, du wolltest eigentlich nur normale Pornos schauen, es stellt sich aber heraus, das Kinderpornos so definiert wurde, das jedes fotografierte Modell nur minderjährig aussehen muss um verboten zu werden, egal ob es schon 25 Jahre alt ist oder nicht.
Die Lösung der CDU für dieses dringende Problem ist die folgende. Das Bundeskriminalamt (BKA) wird selbstständig eine geheime Liste der im Internet bekannten Kinderpornoseiten erstellen und keinem zeigen. Dann wird jede dieser Seiten, wenn man sie mit dem Browser besucht, ob gewollt oder unbewusst, gesperrt. Aber nicht wirklich gesperrt, denn die meisten Seiten sind gar nicht in Deutschland. Alle Internetanbieter werden diese Seiten mit einem "Stopp"-Schild versehen, so das man nicht auf die wirkliche Kinderpornoseite kommt. Der Besuch der Seite wird natürlich zu Protokoll gegeben, so dass man den Bürger gleich durch den netten Polizisten besuchen gehen kann.
Da aber nachgewiesener weise die Stoppschilder mit ein paar Klicks der Maus umgangen werden können, ist der eigentliche Grund, also Kinder zu schützen, nicht mehr gegeben. Warum soll dieses Zensursystem denn dann doch eingeführt werden? Öffnen wir hier nicht das Tor zu mehr Zensur? Vielleicht passt jemandem in der CDU nächstes Jahr nicht mehr, das ich sie Kritisiere. Dann wird durch das BKA meine Seite einfach mit einem Stoppschild versehen. Da keiner die Liste der BKA kennt und zu sehen bekommt, muss jeder davon ausgehen, dass auf meiner Seite Kinderpornos zu finden waren. Wie lang meint Ihr dauert es bis mein Arbeitgeber mir die Kündigung vorlegt? Könnte das auch Euch passieren?
Das folgende Video erklärt dies recht gut. Viel Spaß beim schauen.
Zensur in der Türkei
Der Brief
Sehr geehrte(r) Herr/Frau XYZ,
ich schreibe Ihnen zu triefst besorgt über die Entscheidung eines istanbuler Gerichts, den Zugriff aus der Türkei auf die Webseite von Prof. Dr. Richard Dawkins durch die Turk Telecom zu unterbinden (http://www.richarddawkins.net). Dieser erneute Angriff auf die Meinungsäußerung durch die türkische Justiz wurde durch den islamischen kreationisten Adnan Okar (aka. Harun Yahya) herbeigeführt, nachdem sein Buch „Atlas of Creation" angeblich durch Prof. Dr. Dawkins diffamiert wurde.
Herr Dawkins hält an der Oxford Universität den „Symonyi Chair for the Public Understanding of Science" und ist daher mehr als qualifiziert das Buch von Herrn Okar zu kommentieren und zu kritisieren. Herr Okar scheint an der Beschreibung des Buches durch Herrn Dawkins Anstoß gefunden zu haben. Ich Zitiere Herrn Dawkins: ‘I am at a loss to reconcile the expensive and glossy production values of this book with the breathtaking inanity of the content’ (ich kann die teuere und aufwendige Produktion dieses Buches nicht mit dem atemberaubend unzureichenden Inhalt vereinbaren). Ein Video in dem Prof. Dr. Dawkins diese Situation erklärt kann unter folgendem link gesehen werden: http://video.google.com/videoplay?docid=-8457867542234219874&hl=de
Die Tatsache, dass das Buch auf nahezu jeder Seite unehrlich versucht die auf Fakten basierte Evolutionstheorie zugunsten eines kreationistischen Weltbildes zu diskreditieren, sollte nicht das Argument sein. Auch nicht, dass der Author des Atlas selbst nicht Biologe oder Paleontologe ist. Oder das dieser in der Türkei der Gründung illegaler Organisationen zur persönlichen Bereicherung verurteilt wurde. Was empörend ist, dass es in der Türkei möglich ist, das Lesen einer anderen Meinung aus religiösen Gründen zu unterbinden. Unabhängig davon, ob oder nicht religiöse Empfindlichkeiten betroffen sind, sollte wie in der EU, die Meinungsfreiheit im Vordergrund stehen.
Wie ihnen selbst bekannt sein sollte, ist die Türkei in Verhandlungen zum Beitritt in die EU. Der gerade beschriebene Fall scheint nicht der einzige zu sein, denn nach einer kurzen Suche im Internet findet man viele weitere Beispiele, zwei von Herrn Oktar selbst. Dies ist also gängige Praxis in einem sich selbst als säkular bezeichnendem Land.
Ich glaube, dass eine ernsthafte Prüfung dieses Vorgehens im Rahmen eines möglichen Beitritts in die EU gefragt ist. Ich frage mich ob und wie die Türkei vor ihrem Beitritt diese Kultur der Zensur aus religiösen Gründen abstellen will? Wird diese Thematik von unseren Verhandlungspartnern ernst genommen?
Diese Frage wurde von Frau Sophie in ‘t Veld, Abgeordnete der Niederlande, in einem Brief an Herrn Rehn geäußert, dessen Inhalt Sie unter dem folgenden Link lesen können: http://richarddawkins.net/articleComments,3369,Letter-to-the-European-Parliament-on-Turkeys-banning-of-RichardDawkinsnet,Sophie-in-t-Veld-MEP
Ich freue mich auf Ihre Antwort. Mit freundlichen Grüßen,
Elkin Fricke
Vor drei Monaten berichtete ich und auch die Süddeutsche, dass seit dem in der Türkei die Webseite vom prominenten Biologen Prof. Dr. Richard Dawkins nicht mehr erreichbar ist, da dort die religiösen Befindlichkeiten einiger Kreationisten die Meinungsfreiheit auf gerichtlichem Wege unterbinden. Nun habe ich, nach dem Sophie in ‘t Veld, Abgeordnete der Niederlande, das Thema aufgenommen hat, die Abgeordneten meiner Partei angeschrieben. Ich möchte damit bezwecken, dass dieses Thema in den Beitrittsverhandlungen behandelt wird. Den gesamten Brief habe ich diesem Post folgend beigefügt, mit der Bitte diesen frei zu nutzen um damit selbst an eure Abgeordnete heranzutreten. Dessen eMail-Adressen findet Ihr auf dieser Seite. (Das Foto rechts ist ein "Beweis für die kreation Gottes" von Okar aus dessen Buch)